Ist die Haftpflicht steuerlich absetzbar?

Wenn die nächste Steuererklärung ansteht, fragen sich viele Steuerpflichtige, ob die Kosten für die Haftpflichtversicherung steuerlich absetzbar sind. Zwar bist du gesetzlich nicht verpflichtet, eine Privathaftpflicht abzuschließen, dennoch ist sie für viele Menschen unverzichtbar. Wenn du einer dritten Person versehentlich einen Schaden zufügst, übernimmt die Versicherung die dadurch entstandenen Kosten. Insbesondere bei Unfällen mit hohen Sachschäden oder Personenschäden kann eine fehlende Haftpflichtversicherung deinen finanziellen Ruin bedeuten. Wer die Versicherung abgeschlossen hat, fragt sich häufig, ob es möglich ist, die jährlichen Kosten steuerlich geltend zu machen.

Welche Haftpflichtversicherungen sind steuerlich absetzbar?

In deiner Steuererklärung kannst du die folgenden Haftpflichtversicherungen als sogenannte Vorsorgeaufwendungen aufführen:

  • private Haftpflichtversicherung
  • Berufshaftpflichtversicherung
  • Bootshaftpflichtversicherung
  • Gewässerschadenhaftpflichtversicherung
  • Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung
  • Hundehaftpflichtversicherung
  • Kfz-Haftpflichtversicherung
  • Jagdhaftpflichtversicherung
  • Pferdehaftpflichtversicherung

Warum sind Haftpflichtversicherungen steuerlich absetzbar?

Private Haftpflichtversicherungen sind für jeden Bürger wichtig. Deshalb unterstützt der Gesetzgeber die Absicherung mit steuerlichen Vorteilen. Die Intention des Staates erkennst du daran, dass du deine Versicherungsprämien als Vorsorgeaufwand in deiner Steuererklärung geltend machen kannst.

Zu diesen Aufwendungen zählen unter anderem deine Beiträge zur Alters- und Pflegevorsorge sowie zur Krankenversicherung. Das Kalkül des Gesetzgebers: Wenn du unbeabsichtigt einen Schaden zulasten eines Dritten verursachst, droht dir keine Einschränkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, die für den Staat ebenfalls mit finanziellen Belastungen verbunden wäre.

Haftpflichtversicherung in der Steuererklärung angeben: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Deine jährlichen Beiträge zur Haftpflichtversicherung trägst du in der Anlage „Vorsorgeaufwand“ in Zeile 48 ein. Diesen Abschnitt findest du üblicherweise auf der zweiten Seite des Formulars zur Einkommensteuererklärung unter der Überschrift „Weitere sonstige Vorsorgeaufwendungen“. Wenn du mehrere Haftpflichtversicherungen abgeschlossen hast, addierst du die einzelnen Beträge und trägst die Gesamtsumme in das Feld ein.

Ein Beispiel: Für deine Privathaftpflicht zahlst du 40 Euro und für deine Hundehaftpflicht 50 Euro jährlich. Du gibst in diesem Fall in Zeile 48 der Anlage „Vorsorgeaufwand“ einen Betrag in Höhe von 90 Euro an.

Ist die Haftpflichtversicherung in jedem Fall steuerlich absetzbar?

Grundsätzlich ist jede Haftpflichtversicherung, die du abgeschlossen hast, steuerlich absetzbar. Einschränkungen entstehen dadurch, dass du Vorsorgeaufwendungen lediglich bis zu einer Höchstgrenze von 1.900 Euro pro Jahr absetzen kannst, wenn du Angestellte*r, Beamte*r oder Rentner*in bist.

Bist du als Selbstständige*r oder Freiberufler*in tätig, trägst du die Beiträge zur Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung in voller Höhe selbst. In diesen Fällen liegt der Maximalbetrag, den du für Vorsorgeaufwendungen geltend machen kannst, bei 2.800 Euro jährlich. In der Praxis schöpfen viele Arbeitnehmer und Selbstständige diese Höchstgrenze bereits mit ihren Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung aus. Wenn die Höhe deiner Zahlungen an die Sozialversicherungen beispielsweise bei 2.000 Euro pro Jahr liegt, kannst du deine Haftpflichtversicherung in der Steuererklärung zwar angeben, allerdings erhältst du keine anteilige Rückerstattung.

Berufshaftpflicht von der Steuer absetzen

Als Freiberufler*in oder Selbstständige*r weißt du: Eine Berufshaftpflichtversicherung ist unverzichtbar. Sie übernimmt die Kosten, die entstehen, wenn dir im Rahmen deiner Berufstätigkeit Fehler unterlaufen, die zu Schäden an fremdem Vermögen, Personen oder Sachen führen. In vielen Fällen darfst du eine gewerbliche Tätigkeit nur ausüben, wenn du eine Berufshaftpflicht abgeschlossen hast. Oftmals stellen die Prämien eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Dies gilt insbesondere dann, wenn du einen Beruf ausübst, der auch bei gewissenhaftester Ausübung mit dem hohen Risiko von Schäden zulasten Dritter verbunden ist.

Da Berufshaftpflichtversicherungen die Voraussetzung für viele selbstständige und freiberufliche Tätigkeiten sind, kommt dir der Gesetzgeber weit entgegen: Du kannst die fälligen Prämien in vollem Umfang als Betriebsausgaben geltend machen. Im Gegensatz zu privaten Haftpflichtversicherungen besteht bei der Berufshaftpflicht keine Höchstgrenze, die die Absetzbarkeit beschränkt. Dies gilt ebenso, wenn der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung bei der von dir verrichteten Tätigkeit nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber sinnvoll ist. Sofern du weitere Versicherungen abgeschlossen hast, kannst du diese als Werbungskosten geltend machen. Dies ist unter der Voraussetzung möglich, dass die abgeschlossenen Policen mit der von dir ausgeübten Tätigkeit in einem sachlichen Zusammenhang stehen; unproblematisch ist regelmäßig die Absetzbarkeit der Betriebshaftpflicht.

Wenn du als Angestellte*r tätig bist und eine Berufshaftpflicht sowie gegebenenfalls weitere berufsbezogene Versicherungen abgeschlossen hast, gibst du die Gesamtsumme der jährlichen Prämien in der Anlage N an.

Ist die Haftpflicht für Tierhalter steuerlich absetzbar?

Die Regelungen zur Haftpflicht für Tierhalter sind in Deutschland Sache der Bundesländer. Wenn du einen Hund hältst, bist du in den meisten Ländern versicherungspflichtig. Als Pferdehalter unterliegst du keiner expliziten Versicherungspflicht. Der Abschluss einer Pferdehaftpflicht ist jedoch dringend anzuraten, da Pferde sowohl Personen- als auch hohe Sachschäden verursachen können.

Die Höhe der Prämien kannst du, wie zuvor beschrieben, als Vorsorgeaufwendungen geltend machen. Eine Anhebung des Höchstbetrags ist bei der Haltung von Haustieren nicht möglich. Ausnahmen kommen infrage, wenn du aus beruflichen oder anderen besonderen Gründen Tiere hältst.

Private Haftpflichtversicherung absetzen: Welche Regeln gelten für Ehepaare?

Ehepartner und eingetragene Lebenspartner haben in Deutschland einen Anspruch auf die sogenannte Zusammenveranlagung. Dies bedeutet, dass sie ihre Einnahmen und Ausgaben in einer gemeinsamen Steuererklärung angeben können, aber nicht müssen. Die Höhe der absetzbaren Beträge, zu denen die Vorsorgeaufwendungen zählen, ist doppelt so hoch wie bei der Einzelveranlagung.

Ist eine Haftpflichtversicherung für Studierende steuerlich absetzbar?

Auch Studenten können die Prämien für ihre Haftpflichtversicherung steuerlich geltend machen. Von Vergünstigungen profitieren sie nicht, da sie als Angestellte gelten. Für Studierende liegt die Höchstgrenze für anrechenbare Vorsorgeaufwendungen somit bei 1.900 Euro.

Haftpflichtversicherung in der Steuererklärung angeben: Welche Nachweise benötigt das Finanzamt?

Seit dem Jahr 2017 bist du nicht mehr verpflichtet, Nachweise vorzulegen, wenn du finanzielle Belastungen steuerlich geltend machen willst. Diese Neuerung diente der Entlastung der Finanzverwaltung. Die Finanzämter fordern allerdings entsprechende Nachweise stichprobenartig an. Bewahre deshalb die Beitragsnachweise auf, die du von deiner Versicherung erhältst. Das Finanzamt akzeptiert außerdem eine Kopie des Versicherungsvertrags oder deiner Kontoauszüge, aus welchen hervorgeht, dass du regelmäßige Beiträge zur Haftpflichtversicherung an die Versicherungsgesellschaft leistest.

Lohnt es sich, die Haftpflichtversicherung in der Steuererklärung anzugeben?

Die jährlichen Beiträge zur Haftpflichtversicherung liegen zwischen 50 und 100 Euro pro Jahr und stellen somit für die meisten Steuerpflichtigen eine geringe Belastung dar. Die Absetzbarkeit ist durch den für Vorsorgeaufwendungen geltenden Höchstbetrag von 1.900 Euro begrenzt. Deshalb sinkt die Steuerlast vieler Arbeitnehmer und Selbstständiger nicht, wenn sie die Prämien für private Haftpflichtversicherungen in ihrer Steuererklärung angeben.

Da die Beiträge zu den Sozialversicherungen den Höchstbetrag oftmals ausschöpfen, profitieren vor allem Steuerpflichtige mit niedrigem Einkommen von der Möglichkeit, die Versicherungsprämien für die Haftpflichtversicherung von der Steuer abzusetzen.

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